Frage

Was ist Diskussionskultur


Benutzerebene 7
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Was macht Diskussionen aus und was bringt sie den Teilnehmern.


Bitte um input als Ergänzung und/oder Kritik meiner eigenen Standpunkte dazu:


Der Gewinn an Informationen für Beteiligte ist unabhängig von Veränderung eigener Standpunkte, so lange die Gegensätze sachlich formuliert werden.

Dieser Gewinn wird reduziert durch missionarischen Eifer, fehlende Kontrolle eigener Emotionen, persönliche Beleidigungen, unsachliche Untergriffe, ...

Änderungen eigener Standpunkte erfolgen meist nicht unmittelbar durch veränderten Informationsstand. Der Mensch ist Biologie und Emotion. Biologie ist im Gegensatz zu Computern langsam in der Reaktion. Emotion ist unkontrollierte Reaktion auf eingefahrenen Gleisen.

Es ist immer ein Kampf zwischen eigener Theorie und persönlichen Emotionen.

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Benutzerebene 7
Abzeichen +7
Emotionen statt Kommunikation:

Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt, und er hat etwas gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts angetan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht’s mir wirklich. – Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch bevor er »Guten Tag« sagen kann, schreit ihn unser Mann an: „Behalten Sie Ihren Hammer, Sie Rüpel!“
Wieder in seiner Wohnung sitzt er da mit seinem Bild in der Hand – enttäuscht und verzweifelt über seine Mitmenschen. Und er beschließt ganz fest: „Nie wieder sprech ich einen an!“

© Paul Watzlawick

Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel.
ebenfalls © Paul Watzlawick
Benutzerebene 7
Abzeichen +8
Hallo @oversixty
Das ist ein sehr toller Beitrag von dir. Die allermeisten Menschen halten ihren Standpunkt für richtig. Zum einen liegt es daran, dass sie ihren Standpunkt durch eigene Erfahrungen bestätigt sehen, zum anderen kommt das auch aus einer gewissen "Lernresistenz" her.
Es kann halt nicht sein, was nicht sein darf. Vor allem, wenn es einen selber betrifft. Und wenn dann solche Menschen mit klar belegbaren Argumenten konfrontiert werden, dann kommen sie mit Beleidigungen und Beschimpfungen.
Und in der Community erleben wir das ja in regelmäßigen Abständen.

Gruß
Christian
Benutzerebene 7
Abzeichen +4
Hi @@oversixty

wollte schon schreiben, da hat wohl jemand Watzlawick gelesen 🙂 Kommt das nicht aus "Anleitung zum Unglücklichsein"?

lg Hermann
Benutzerebene 7
Abzeichen +9
"[Die Nachbesprechung] Es gibt keine bessere Methode für ein modernes Unternehmen, sich auf professionelle Weise weiterzuentwickeln. Allerdings muss die Kritik auf Vertrauen und gegenseitigem Respekt beruhen. In dem Moment, in dem sie zur Waffe wird und nicht länger der Analyse dient, ist sie zwecklos geworden."

Eric L. Haney,
Gründungsmitglied des Special Forces Operational Detachment - Delta (SFOD-D)
"Inside Delta Force"

edit:
Die Original Englische Version:

"There is no better way for an organization to improve itself and move forward in a professional manner. But it is a process that must be fundamentally rooted in trust and mutual respect. The very instant it becomes a weapon rather than a lens for diagnostic analysis, the process is dead."

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